Wandern mit Packgeissen – Ein tierisches Vergnügen für die ganze Familie
„Götti, schenkst Du mir zum Geburtstag nochmals einen Gutschein zum Wandern mit den Ziegen?“
Dies aus dem Mund unseres 10-jährigen Sohnes, der sonst gar nichts mit Wandern am Hut hat und seine Freizeit eigentlich lieber vor der Spielkonsole verbringt. So kam es, dass wir bereits zum zweiten Mal die muntere Packgeissen-Schar auf dem Ricken im Kanton St. Gallen besuchten und einen erlebnisreichen Wandertag mit den Tieren verbrachten.
Was sind eigentlich Packgeissen?
Packgeissen (zu Deutsch: Packziegen) sind Ziegenböcke, die schon von klein auf an die Menschen gewöhnt und für das Tragen von Lasten und das Begleiten von Menschen trainiert werden. Auffällig ist die Grösse der Tiere. Es handelt sich zwar um gewöhnliche Schweizer Ziegenrassen, aber ausschliesslich um Ziegenböcke. Ziegenböcke darum, weil man für sie in der Landwirtschaft nur wenig Verwendung hat, da sie keine Milch geben. Die Böcke werden von klein auf mit der Flasche aufgezogen und werden daher automatisch sehr zahm und zutraulich. Sie haben ein sehr ruhiges Wesen, sind sehr neugierig, haben aber trotzdem ihren eigenen Kopf. Das Wandern mit Packgeissen eignet sich einerseits für Wanderer, denen das Tragen eines Rucksacks aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich ist oder die sich einfach die schweren Lasten abnehmen lassen möchten oder eben – wie in unserem Fall – auch für kleine (oder grosse) Wandermuffel.
Auf zu unserem zweiten Geissen-Abenteuer!
Wie beim letzten Mal findet unsere Tour wieder auf dem Ricken im Kanton St. Gallen statt. Dort erwartet uns bereits Christian mit seiner Ziegenschar und nimmt uns für den heutigen Ausflug in Empfang.
Begrüssen und Kennenlernen der Geissenschar
Als erstes geht es natürlich ab in den Stall, wo wir die 9-köpfige Ziegenschar begrüssen. Christian erzählt uns Wissenswertes über die Packgeissen. Selbst wenn wir schon zum zweiten Mal dabei sind, können wir noch viele spannende Informationen mitnehmen.
Was uns zum Beispiel auch diesmal wieder auffällt ist die Grösse der Ziegen: Ein ausgewachsener Packbock misst am Widerrist ca. 90 cm und wiegt bis zu 100 kg. Er kann eine Last von 30-40% seines Körpergewichts tragen, ist aber erst mit 3-4 Jahren bereit, bepackt zu werden. Übrigens, sehr auffällig ist auch der Geruch, oder eben der nicht vorhandene Gestank. Die Packziegenböcke stinken nicht! Die frühe Kastration verhindert die Entwicklung der entsprechenden Duftdrüsen und des berüchtigten Bock-Verhaltens.
Inzwischen werden wir von den Ziegen in ihren Stallabteilen schon neugierig beäugt und Unruhe macht sich breit, sowohl bei den Tieren, als auch bei unserem Sohn Robin. Einige der älteren Geissen kennen wir schon von unserem letzten Besuch, aber da sind auch junge dabei, die wir jetzt neu kennenlernen.
Alle wollen mit auf die Wanderung und jede hat ihren ganz eigenen Charakter. Da ist zum Beispiel Leo, der Opa der Gruppe, mit 12 ½ Jahren die älteste Packgeiss (in der Regel werden sie ca. 14-15 Jahre alt). Er darf mittlerweile nur noch auf kurze Touren mit.
Bei den Packziegen herrscht eine strenge Hierarchie, die auch von uns „Touristen“ zu beachten ist, zum Beispiel in welcher Reihenfolge die Ziegen jeweils an- oder losgebunden werden dürfen. Dass die Geissen untereinander die Hackordnung kennen und auch diszipliniert einhalten, versteht sich von selbst.
Vorbereitung der Tour mit Packgeissen
Bevor es losgehen kann, dürfen wir beim Vorbereiten der Ziegen selbst Hand anlegen. Nachdem wir nun alle Tiere kennengelernt haben, darf sich als erstes jeder „seine“ Packgeiss aussuchen.
Schon das Herausführen aus der Box stellt sich teilweise als Herausforderung dar. Die älteren Ziegen haben uns klar gezeigt, wer hier der Chef ist und dass wir hier nur die Besucher sind. Paki wurde dieses Mal nicht ausgewählt und macht lautstark darauf aufmerksam, dass er eigentlich auch mitkommen will, indem er an seine Stalltür poltert. Aber diesmal muss er trotzdem zu Hause bleiben.
Nachdem die Packgeissen mit Rücksicht auf ihre Hierarchie vor dem Stall festgemacht sind, gibt es nochmals ein gegenseitiges Kennenlern- und Wellness-Ritual für die Ziegen. Wir dürfen alle zuerst schön striegeln und bürsten. Sie geniessen das sichtlich und die Vorfreude auf die Wanderung ist spürbar. Zum Schluss bekommt jede Ziege ihr eigenes Halfter angelegt, wobei die meisten willig mitmachen und sogar mithelfen. Beim Beladen der Taschen muss darauf geachtet werden, dass das Gewicht gleichmässig verteilt ist, damit das Tragen für die Packgeissen bequem ist.
Unterwegs mit Packgeissen
Nachdem die Ziegen bepackt und losgebunden sind, ziehen sie freudig los. Die Älteren sind eher gemächlich unterwegs und achten darauf, uns zu begleiten. Die Jungen sind noch etwas ungestüm und necken sich gegenseitig. Sobald wir aber irgendwo stehenbleiben, halten sie auch an und gehen erst weiter, wenn wir auch weiterwandern.
Unterwegs finden sie immer wieder Leckereien am Wegesrand. Das traumhaft schöne Hochmoor, das wir durchqueren, hält noch viele Leckerbissen für die Ziegen bereit, so dass wir für die Tiere gar keinen Proviant mitführen müssen. Als wir dann allerdings für unser Picknick unterwegs einen Halt machen, sind sie dann doch neugierig und wir müssen sie davon abhalten, unseren Imbiss direkt vom Tisch zu verschlingen. Die Zeit vergeht wie im Flug, und wir kommen am Ende noch in den Genuss eines herrlichen Sonnenuntergangs.
Auch beim zweiten Mal war unser Ausflug mit den Ziegen ein tolles Erlebnis für Mensch und Tier! Robin wünscht sich zu Weihnachten wieder eine Packgeissen-Tour, diesmal mit Übernachtung im Wohnfass.
Nähere Informationen findet Ihr hier: www.packgeiss.ch