Krakau: Kunst, Kulinarik und Design
Wo Tradition auf Kreativität trifft, Szeneviertel auf alteingesessene Plätze, und aufstrebende Viertel auf Kitschtourismus
Ein City-Trip mit einer Freundin steht an. Die Frage, die im Raum steht: Wohin? Barcelona, Paris, London – alles schon gesehen. Warum nicht einmal ins Nachbarland, das wir bis dato eher haben links liegen lassen? Schnell fällt die Wahl auf Krakau. Vorab: Die Stadt erkundet man am Besten zu Fuß, verlaufen kann man sich so gut wie nicht und drei Tage genügen. Meine Tipps für Shopping, Food und Kunst.
Tag 1: Historische Altstadt und Wavel
Die gesamte Altstadt, die gänzlich zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, ist von einem grünen Parkring, dem sogenannten Planty umschlossen.
Am Besten startet man am Marktplatz mit den Tuchhallen und lässt sich dann einfach treiben.
Zwangsläufig landet man irgendwann am Wawelschloss, der ehemaligen Residenz der polnischen Könige, das definitiv einen Besuch wert ist.
Shopping:
Kopernik Torun: niedlicher, antiker Laden mitleckeren Pfefferkuchen aus Thorn – ähnlich den Nürnberger Lebkuchen. Thorner Lebkuchen oder Thorner Honigkuchen blicken auf eine jahrhundertealte Tradition zurück, deren erste Anfänge im 13. Jahrhundert liegen. Toll als Mitbringsel, z.B. in Blechdosen mit Motiven der Krakauer Altstadt, gerade für die Vorweihnachtszeit. Die Dosen kann man dann, wenn sie leer sind, mit einem Teelicht befüllen und als schönes Leuchtelement nutzen.
Bajo: Holzspielzeug und andere schöne Dinge für Kinder – alles andere als der übliche Ramsch in der Altstadt. Hier bekommt man auch den bösen Drachen von der Wawelburg in allen möglichen Varianten.
Ciuciu: In der kleinsten Bonbonmacherei der Welt kann man – zu jeder vollen Stunde – zuschauen, wie die köstlichen Süßigkeiten entstehen. Und noch viel wichtiger natürlich: Man kann sie auch verkosten oder mit nach Hause nehmen.
Tuchhallen: Auf den 108 Metern selbst findet man hauptsächlich Nippes und Dinge, die die Welt nicht braucht. Trotzdem einmal durchschlendern und anschauen und im Nachgang …
… zum Café Szal: Kaffee und Kuchen auf den Tuchhallen-Terrassen, mit Blick auf die Marienkirche, das Getümmel rund ums Michiwicz-Denkmal und die Straßenkünstler vor der Adalbertkirche.
Essen:
Camelot: ein niedliches, romantisches Café, wie es auch in der Provence stehen könnte. Heiße Schokolade, Kuchen, Frühstück oder ein Gläschen Wein, kann man im Ambiente des 18. Jahrhunderts drinnen oder auf der gemütlichen Terrasse draußen genießen und dabei die flanierenden Passanten beobachten.
Salatbar Chimera: Gemütlicher, überdachter Innenhof mit 10 Meter langer Selbstbedienungstheke und einer großen Auswahl an Fleischgerichten, vegetarischen Salaten, frischen Säften und feinen Kuchen zu günstigen Preisen. Gut für den kleinen Hunger zwischendurch oder einen Lunch. Klaviermusik gibt es gratis dazu.
Restaurant Chimera: In diesem ehemaligen Weinkeller haben wir sehr nett und üppig zu Abend gegessen. Heute dient das jahrhundertealte Gewölbe als uriges Restaurant mit einer breiten Auswahl an traditioneller polnischer Kost: Suppen, Fleischgerichte und eine große Weinauswahl.
Ideal, um die polnische Küche in einem schönen Ambiente auszutesten. Danach unbedingt einen Verdauungsspaziergang einplanen.
Bona: Cooles kleines Café mit Buchladen in altem Gemäuer – stylisch und zeitgenössisch. Super für einen Aperitif am Nachmittag.
Sheep & Dragon: in einer Seitenstraße nahe des Wawelschlosses versteckt. Ideal, um nach der Besichtigung eine kleine Pause einzulegen.
Chlopskie Jadlo: Wer ein fancy Restaurant sucht, ist hier definitiv falsch. Wer deftige polnische Küche und große Portionen möchte, hingegen goldrichtig. Es handelt sich um eine polnische Restaurantkette, deren Filialen bäuerlich-rustikal eingerichtet sind.
Tag 2: Kazimierz und Podgórze
Für all jene, die einzigartige Schmuckstücke, Kunsthandwerk oder Kunst (Malerei, Grafik, Skulptur) mögen, ist Krakau und sein früheres jüdisches Viertel Kazimierz genau das Richtige.
Bei Spaziergängen in den alten, charmanten Straßen finden sich nicht nur individuelle Restaurants, sondern auch originelle Ateliers, Boutiquen sowie ausgefallene Geschäfte mit Accessoires und außergewöhnlicher Kleidung.
Am Einfachsten ist es, wenn man die gesamte Józefa abläuft. Für jeden Geschmack gibt es ein hübsches Lädchen. Auf der breiten Straße, dem Herz des alten jüdischen Kazimierz und ehemaligen Marktplatz, wird das jüdische Erbe des Bezirks wiederbelebt.
Kazimierz Shopping:
Perfumeria Lulua: Ein schmucke kleine Parfum-Boutique, wie sie auch in Berlin stehen könnte. Ausgewählte Nischen-Marken und hippe Verkäuferinnen.
Art Factory: Ausgefallene Mitbringsel – Kaffeebecher, Kinderspielzeug und viel mehr, meist handgearbeitet.
Asortyment Shop: handgearbeitete, für Polen typische Keramikarbeit. Eine Tasse musste mit, die mich jetzt jeden Morgen erfreut.
Galeria Luelue: Coole, nostalgische und künstlerische Prints für Bilder, Taschen, Magneten, Öko-Taschen, Postkarten und Notebooks – ein kleiner Souvenirladen von Leuten mit Geschmack. Keine Massenware, sondern selbst entworfene Stücke.
Concept Store Marka: Kleiner Laden mit stylischen Accesoires – tolle Mugs im sozialistischen Retro-Design.
Salon Boskie: Mani-und Pediküre – alles was das Wellness-Herz begehrt in schickem Ambiente für eine Beauty-Verschnaufpause.
Lookarna: Ausgefallene, künstlerische Illustrationen.
Lokator Kawa & książki: Bookstore-Café mit großer Auswahl an polnischer Literatur. Für alle, die kein polnisch sprechen: guter Platz zum Verschnaufen, bevor es nach Podgórze geht.
Essen:
Karma: Nettes, alternatives Café mit eigener Kaffeeröstung und idyllischem Hinterhof.
Hamsa: Moderne, israelische Küche mitten auf dem Hauptplatz in altem Gemäuer – toller und netter Service, grandioses Essen!
Klezmer Hois: Ein ehemaliges jüdisches Badehaus. Ein Ort, nicht nur zum Essen, sondern auch, um in die jüdische Vergangenheit Krakaus einzutauchen. Jeden Abend gibt es live Klezmermusik.
Bagelmama: Von Krakau nach New York? Obwarzanki, ringförmiges Hefegebäck, das mit Mohn, Sesam oder Salz betreut ist und das man quasi an jeder Ecke kaufen kann, könnte mit dem Bagel verwandt sein. Auf jeden Fall hat das Krakauer Gebäck eine Historie, die bis ins Jahr 1394 zurückdatiert ist. Seine eigene Meinung dazu kann man sich in diesem hippen Bagel-Laden in Kazimierz machen.
Warsztat: Null fancy, aber sehr gute Piroggen – muss man probiert haben, wenn man in Krakau ist.
Podgórze
Der Stadtteil auf der rechten Seite der Weichsel hat eine eher traurige Vergangenheit.
Hier befand sich das Krakauer Ghetto, das Konzentrationslager Plaszów und Oskar Schindlers Fabrik.
Aber Podgórze ist auch im Kommen – viele Ecken sind noch nicht von Touristen überlaufen und man findet die ein oder andere spannende Design-und Interior-Boutique.
Wie auch das Museum für moderne Kunst – ein bißchen wie der Berliner Wedding, nur das der Wedding irgendwie nie „kommt“ 😉
Adler-Apotheke: Einzige Apotheke im ehemaliger Krakauer Ghetto und Ort für konspirative Treffen. Heute ein kleines Museum, durchaus sehenswert.
Der Platz der Ghetto-Helden war während der deutschen Besatzung Schauplatz hunderter willkürlicher Exekutionen. Die überdimensionierten 68 leeren Stühle erinnern als Mahnmal an diese Zeit, ein Symbol der Leere nach der Auflösung des Ghettos.
Rzeczy Same: Junges, polnisches Design vom Feinsten. Toll zum Stöbern und für Mitbringsel.
Tag 3: Museen und Salzbergwerk
Nationalmuseum
Die Dame mit Hermelin steht als Druck in meinem Wohnzimmer. Klar, dass ich sie mir auch „in natura“ anschauen möchte.
Leonardo da Vincis berühmtes Gemälde ist, nebst drei ständigen Galerien und einer stets wechselnden Sonderausstellung , im Nationalmuseum zu bestaunen.
Als wir vor Ort waren, war lange Nacht der Museen und „Museum Selfie Night“. Ein illustrer Abend mit viel Andrang, jungen Menschen und Performance Art.
Einen Absacker haben wir uns im CaféTriBeCa des Museums gegönnt, das aber natürlich auch zu den üblichen Öffnungszeiten feine Sachen wie Kaffee, Kuchen bietet, meist organic.
Kunstpalast: Wunderschöner historischer Bau (Nachempfindung Wiener Secession) am Rande der Altstadt und des Planty außen – polnische Gegenwartskunst im Inneren.
MOCAK: Das Museum für moderne Kunst ist in jedem Fall einen Besuch wert. Hier werden Werke polnischer und ausländischer Gegenwartskunst gezeigt. Eine kurzweilige Reise durch die Gedankenwelt zeitgenössischer Künstler.
Salzbergwerk Wieliczka: Ein Halbtagesausflug, der sich aber in jedem Fall lohnt. Seit 1978 gehört Wieliczka als eines der ältesten Salzbergwerke der Welt um UNESCO-Weltkulturerbe.
Das System von Gängen und Höhlen umfasst über 300 km Länge. Nur einen Bruchteil davon sieht man bei der Führung. Besonders spannend sind die unterirdischen Seen und in Salz geschlagenen Skulpturen. Das Highlight ist aber definitiv die 400 qm große Kapelle der Heiligen Klinga tief unter der Erde.
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