Spiekeroog – die Entdeckung der Langsamkeit
Spiekeroog: eine winzige Insel in Ostfriesland, Deutschland. 15 km Sandstrand, mitten im UNESCO Weltnaturerbe Wattenmeer, ein einziges Dörfchen, ein einziger Campingplatz – besser gesagt ZELTplatz, denn die Insel ist autofrei und Wohnmobile haben demnach keinen „Zutritt“. Mein Ziel für eine Zeltwoche mit den Kindern: Reiten gehen, Ausflüge zu den Seehundbänken machen, ins Städtchen schlendern – 1000 Pläne hatte ich. Stattdessen sollte es eine Woche der totalen Entschleunigung werden.
Ich hatte mich bewusst für die autofreie Insel entschieden, aber schon am Landungssteg beim Verlassen des Schiffes, mit dem wir vom Festland übergesetzt hatten, kam die Ernüchterung: der Zeltplatz ist drei Kilometer, also für mich mit den damals drei- und sechsjährigen Kindern gute 45 Minuten zu Fuss vom Städtchen und dem Hafen entfernt. Zwar kann man für kleine Gäste Bollerwagen mieten, aber in dieser Woche sind sie bereits alle ausgebucht. D.h. laufen ist angesagt, für die kleine Nora eine echte Herausforderung. Auf dem Reiterhof die zweite Enttäuschung: die Ponys hätte man Monate im Voraus reservieren müssen – ebenfalls alles ausgebucht. Meine Laune sinkt. Ein Blick auf den Fahrplan der Ausflugsschiffe gibt mir den Rest: aufgrund der Gezeiten sind die nächsten Fahrten zu den Seehundbänken erst wieder möglich, wenn wir schon wieder weg sind. Aaaaaaaaah!
Frei wie der Wind
Aber: Nach der Enttäuschung kommt die Befreiung. Keine Pläne, keine Termine, keine Zwänge… Rückblickend war es das Beste, das uns passieren konnte. So hatten wir einfach frei und Zeit für uns selbst. Kein Rumgehetze, kein „Komm schnell, das Schiff fährt sonst ohne uns ab“, kein „Nein, Du kannst jetzt nicht mit den anderen Fussball spielen, wir wollten doch jetzt reiten“. Wir sind frei wie der Wind!
Seit Generationen Ferien im Sturmzelt auf Spiekeroog
Lesen, sonnen, im Meer baden, Drachen steigen lassen, Fussball spielen – so sieht unser Programm nun aus. Die Kinder finden in null komma nix Spielkameraden auf dem Zeltplatz, und ich geniesse die Ruhe und erkunde staunend den Zeltplatz. Mitten in den Dünen mit eigenem Strandabschnitt gilt er als einer der schönsten Naturzeltplätze Europas. Statt der sonst üblichen Wohnmobile finden sich hier echte holländische Sturmzelte, manche gross wie Häuser. Einige Camper haben sich hier für Monate niedergelassen, erfahre ich, die ganze Saison eben. Dann kommen sie entweder fürs Wochenende vom Festland oder bleiben gleich mehrere Wochen. Und das geht bei den meisten schon seit Generationen so. Ein ganz spezieller Groove…
Die Sonne will nie untergehen, und so kriechen wir erst um 23 Uhr ins Zelt, alle zusammen, um zu erfahren, wie’s bei „Emil und die Detektive“ weiter geht. Wir schlafen tief und fest, nur Wind und Wellen im Ohr und werden erst von den Vögeln im nahen Naturschutzgebiet wieder geweckt. Herrlich!
Und statt in den zugegebenermassen wirklich netten Restaurants im bildhübschen Städtchen Spiekeroog, werden wir Stammgast bei Lars in der fantastischen Bar mit Kiosk auf dem Zeltplatz. Wer braucht schon Action?
Infos zu Spiekeroog und dem tollen Zeltplatz gibt es hier: www.spiekeroog.de
3 responses to Spiekeroog – die Entdeckung der Langsamkeit
Das hast Du sehr schön beschrieben. Ich war auch schon oft dort. Jetzt schon länger nicht mehr. Aber ich erinnere mich oft dran. Dann entschleunige ich mich und außerdem macht mir das Wetter weniger aus. Es ist so wie es ist und es gibt trotzdem so viel Schönes auf dieser Welt,gleich vor meinen Füßen.
Genau, Uwe, das ist doch super, wenn man so etwas von den Reisen mitnehmen kann!
Einmal Spiekeroog ,immer Spiekeroog !!!
….uns ergings damals ähnlich…… :-)))))) es ist schon viele Jahre her……
Mittlerweile sind die Kinder erwachsen und es “zieht” uns immer noch nach Spiekeroog……. Aus “Zeitgründen” auch schon mal im Winter… :-)))))