Surfen auf Fuerteventura
Fuerteventura ist nicht nur ein beliebtes Ferienziel für Kitesurfer, sondern auch für Wellenreiter. Während insbesondere der Norden der Insel in der Szene bekannt ist, bietet auch der Süden zur richtigen Jahreszeit ideale Bedingungen.
Morro Jable – Geheimtipp im Süden
Während es fortgeschrittene Surfer vor allem in den Norden von Fuerteventura zieht, habe ich persönlich schönere Erinnerungen an den Süden der Insel. Hier gibt es ein paar Surfspots, die sich gut für Anfänger und Intermediates eignen, besonders zwischen Juli und November. In Morro Jable mit seinem schönem Dünenstrand und den charmanten Restaurants lässt es sich zudem auch gut verweilen, wenn es keine Wellen gibt. Die Beachbreaks im Umkreis des einstigen Fischerdorfes sind gut mit dem Auto erreichbar, beispielsweise Cruz Roja im benachbarten Touristenort Jandria: Während Anfänger hier nahe am Leuchtturm surfen, nehmen erfahrenere Surfer die tendenziell höheren Wellen unmittelbar vor der Pottwal-Skelett-Skulptur an der Strandpromenade. Wenn die Wellen gross sind, brechen sie auch einige Kilometer weiter in der windgeschützten Bucht Esquinzo unterhalb des Robinson Club. Hier durfte ich meinen bisher besten Surftag auf der Insel erleben – perfekte kleine Wellen, um den Take-off zu üben – und zum ersten Mal das Gefühl, mit dem Ozean zu tanzen.
Von Morro Jable aus sind auch die drei Spots La Pared, Cofete und Playa de Garcey an der Südwestküste gut erreichbar. Die Fahrt über die kurvige Strasse hinaus in die Wüste gleicht einer Fahrt über den Mond: Die karge Landschaft schimmert in allen Braun-, Gelb- und Rottönen, während der Ozean sich türkis- bis dunkelblau um die wilde Küste schmiegt. La Pared gleicht einer verlassenen Filmkulisse mitten in der Wüste und ist einer der trostlosesten Orte, die ich je gesehen habe. Selbst Pinkeln wird zur Herausforderung, weil es weder Toilette noch Bäume oder Büsche gibt. Die breite Bucht ist insbesondere bei Surfschulen beliebt, weil es fast immer gute Weisswasser-Bedingungen für Anfänger gibt. Ansonsten ist La Pared wegen der starken Unterströmung und Steinen unter Wasser nicht ungefährlich, vom Schwimmen wird gänzlich abgeraten. Mindestens genauso einsam wie La Pared ist auch der Küstenort Cofete, den man über eine Schotterpiste erreicht und wo es mehr Ziegen als Bewohner gibt. An windstillen Tagen mit wenig Swell lässt sich der Spot in beide Richtungen surfen und nebenbei gibt es hier fantastische Sonnenuntergänge zu sehen.
Playa de Garcey wird auch als Shipwreck bezeichnet, weil hier die Überreste des gestrandeten Schiffes „American Star“ zu sehen sind (allerdings heute fast vollständig von Wasser bedeckt). Das Schiff riss sich 1994 während eines Sturms von den Leinen seines Schleppers los und strandete in dieser versteckten Bucht. Der Spot wird wegen dem steinigen Untergrund und der zum Teil sehr starken Strömungen eher erfahreneren Surfern empfohlen, daher gibt es hier seltener viele Leute im Wasser.
El Cotillo im rauhen Norden
Im Norden von Fuerteventura geben wir unser Surfdebut am Beachbreak südlich des kleinen Fischerdörfchens El Cotillo. Der Strand mit drei verschiedenen Breaks ist beliebt bei Surfschulen, aber auch bei Fortgeschrittenen. Wer sich ausruhen möchte, kann also in Ruhe den Profis zuschauen und lernen. Tags darauf tuckern wir gemächlich die Schotterpiste an der rauhen Nordküste entlang – vorbei an den vielen Kitesurfern, die in den Lagunen den Take-off üben. Wo wir bei diesem Wind einen geeigneten Spot zum Wellenreiten finden, ist mir ein Rätsel. Doch als wir kurz nach Passieren des Leuchttums aus dem Jeep steigen, geht es plötzlich schnell. Unsere zwei Guides springen auf das Dach des Fahrzeugs und lösen die Bretter von der Halterung. „Put on the leash*!“ ruft der eine laut und hektisch, und ich frage mich, weshalb wir nun auf einen Schlag in Eile sind. Bevor ich mich besinne, sind die beiden Einheimischen samt Brett im Wasser und paddeln gegen die starke Strömung an. Als sich die Wogen weit draussen auf dem Meer senken, sehe ich den Grund: Zwei Touristen sind kaum erkennbar weit draussen abgetrieben und gefährlich nahe an dem grossen Felsen, der aus dem Wasser ragt. Ein dritter Einheimischer eilt mit Flossen zur Hilfe. Etwa 20 Minuten später kommen alle fünf Gott sei Dank wohlbehalten aus dem Wasser. „Ready?“, fragt Daniele, und wir – eine Gruppe von sieben Intermediate Surfern – nicken beklemmt. Richtig Lust zum surfen hat wohl niemand mehr, ausser Daniele, der uns unbeirrt den Spot Punta Blancha erklärt: die genaue Lage des Riffs, die Brandungsrückströmung und der Punkt, an dem die Welle bricht. Ein paar Minuten später sind wir im Wasser. Ich paddle, paddle, paddle und komme nicht vom Fleck, obwohl ich meine Arme schon seit Wochen trainiere. Wer die Welle nicht auf Anhieb erwischt, den hat die Strömung schon wieder zwanzig Meter weiter nach hinten getrieben. Nach zwei Stunden gebe ich auf und am nächsten Tag miete ich das grösste Brett, das ich finden kann, aber auch das hilft nicht. Erst nach einer Woche Punta Blancha gelingt es mir, hier ein paar Wellen zu erwischen, bevor wir wieder nach Hause fliegen.
(*Leine, mit der das Brett am Fuss befestigt wird.)
Tipps:
• Die Nordküste ist vor allem für fortgeschrittene Surfer geeignet (Reef). Lieber ein grösseres Brett mitnehmen/mieten, welches es einfacher macht, gegen die starke Strömung anzupaddeln.
• Beste Bedingungen finden Fortgeschrittene von Oktober bis Mitte Dezember. Für Anfänger und Intermediates eignen sich die auch die Monate von Juni bis Oktober, weil dann die Wellen kleiner sind.
• Spot-Übersicht: https://planetsurfcamps.com/surfcamps-kanaren/surfcamp-fuerteventura/surfspots-fuerteventura
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