Äpfel und Birnen im Indischen Ozean

Äpfel und Birnen im Indischen Ozean

Kennt ihr diese Listen? Diese “10’000 places to see before you die”-Listen? Sie schwirren x-fach im Internet umher und sie haben eine Gemeinsamkeit: Bei fast allen befinden sich die Malediven unter den Top 10. Ich sah mir jeweils die Bilder mit den Stränden und den Palmen und den Fischli an und dachte mir: “Malediven Schmalediven. Das sieht doch nur an drei Plätzen tatsächlich so aus. Beruhigt Euch mal.” Was die Bäuerin nicht kennt, frisst sie nicht, nöd wahr.

Und trotzdem blieb natürlich die Neugier und als mir angeboten wurde, eine Pressereise in den Indischen Ozean zu unternehmen, sagte ich selbstverständlich nicht nein. Bin ja nicht blöd.

Ich bekam die Gelegenheit, zwei unterschiedliche Inseln zu besuchen. Die eine etwas grösser und im Vier-Sterne-Segment, die andere winzig klein und mit satten fünf Sternen. Kontroll-Freakin, die ich bin, habe ich mir natürlich im Vorfeld alle möglichen Tripadvisor- und Holiday-Check-Bewertungen beider Unterkünfte angeschaut und die fast schon kitschige Begeisterung der Besucher machte mich beinahe etwas misstrauisch.

Kann ein Ort tatsächlich so fantastisch sein? Ja. Er kann. Und wie.

Ende September flog ich mit meinem Vater nach Male und von dort weiter zum Reethi Beach Resort. Nur schon der Flug mit dem Wasserflugzeug war beeindruckend, denn unter uns zog sich eine Art Perlenschnur aus kleinen Inselchen durch den tiefblau-türkisen Indischen Ozean.

Reethi AussichtBodenständig und wunderschön: Reethi Beach

Reethi Beach ist kein Luxus-Resort, aber das ist auch nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass es nicht vorgibt, eins zu sein und einem doch ein Lebensgefühl gibt, das man in Europa kaum irgendwo antrifft. Von dem Moment, als wir ankamen, schmissen wir unsere Schuhe in die Ecke und zogen sie erst zum Weiterflug wieder an. Das Gefühl von Sand unter den Füssen, von Meerwasser auf der Haut, von absoluter Unbeschwertheit war allgegenwärtig, auch ohne fünf Sterne. Die Insel ist überzogen von tropischer Vegetation, in den Bäumen klettern Flughunde umher und jeden Tag rennt einem eine noch buntere Eidechse über den Weg. Nie ist ein Ort auf der Insel überbevölkert und auch wenn sich einmal mehr als fünf Personen am selben Ort befinden, sind alle so entspannt, dass man sich nicht auf die Nerven geht, ja, fast nicht auf die Nerven gehen kann. Von der Küche über die Drinks bis hin zum Service und der liebevollen Gästebetreuung: Alles war hervorragend, in einer unaufdringlichen, dezenten, schlichten Art und Weise. Sogar die zwei Regentage, die wir erwischten, taten unserer Stimmung in keinster Form einen Abbruch – und das muss man erst einmal zustande bringen.

Kurzum: Relaxtes Hakuna-Matata-Feeling mit allem, was man sich wünschen kann.

Nun. Reethi Beach war bodenständig und wunderschön in seiner wilden, naturbelassenen Weise. Etwas ganz anderes erwartete uns auf der zweiten Insel, die wir besuchten: Kandolhu Island.

Eigentlich hatte ich ja das Gefühl, schon einiges gesehen zu haben. Als Schweizerin ist man sich ja einen gehobenen Standard gewohnt. Ich habe schon im Dolder gegessen und in Fünf-Sterne-Hotels residiert… Aber etwas wie Kandolhu habe ich noch nie gesehen.

Kandolhu Villa

Die Insel ist winzig, kreisrund und bietet 30 individuelle Villen in fünf unterschiedlichen Kategorien. Nachdem wir im Speedboat zur Insel gefahren und dort schon am Steg vom Managerpaar sehr herzlich begrüsst worden waren, zeigte man uns unser Zimmer: Eine 150m2 grosse, zweistöckige Duplex Pool Villa. Diese verfügte über einen privaten Pool auf dem Deck vor dem Haus und lag direkt am schneeweissen Strand. Das Badezimmer lag, von tropischer Vegetation umgeben, vollständig im Freien, es gab einen privaten Weinschrank mit 26 edlen Tropfen und den Gästen stand ein iPad zur Verfügung. Für die Gäste der 30 Villen gab es vier à la Carte Restaurants – alle in der Vollpension inbegriffen und von höchstklassiger Qualität. Frischer Fisch, maledivische Spezialitäten, aber auch Pizza (wie sie der Italiener hier an der Ecke nicht besser hinbekommen würde) und Pasta standen auf dem Menüplan.

Kandolhu Pool                                                      Der Privatpool am schneeweissen Strand bei Nacht

Ich kam die ganzen drei Tage nicht aus dem Staunen heraus. Ich fand über den gesamten Aufenthalt nichts, das ich hätte bemängeln können. Die Massage im Spa war grossartig, die Katamerantour um die Insel auch. Und am letzten Abend wurden wir zu einer Sunsetcruise auf dem hauseigenen Segelschiff eingeladen – Champagner und Häppchen und eine leichte Brise, während man der untergehenden Sonne entgegenfährt. Fast schon unwirklich schön!

Nun könnte man ja sagen, dass Reethi Beach ein schweres Los gezogen hat im Vergleich zu Kandolhu Island. Und tatsächlich ist es objektiv betrachtet schwierig, den Luxus von Kandolhu zu übertreffen. Ein solcher Vergleich käme dem von Äpfeln und Birnen gleich.

Mein Vater und ich waren uns einig, dass es keinen klaren «Gewinner» zwischen den beiden Resorts gab. Sie hielten beide vollumfänglich, was sie versprochen hatten, sie beide vermitteln ein Lebensgefühl, das eine Woche wirken lässt wie drei und sie beide bieten, auf ihre Art und Weise, die Basis für Erinnerungen, die einen bis ans Lebensende begleiten werden.

Generelle Informationen

Buchung: Die Inseln Reethi Beach und Kandolhu sind beim Schweizer Reiseveranstalter Manta Reisen buchbar. Der Spezialist für den Indischen Ozean und Tauchferien hat die Malediven seit über 30 Jahren im Programm und bietet einen umfassenden Beratungsservice.

Hinkommen: Die Schweizer Ferienfluggesellschaft Edelweiss fliegt einmal wöchentlich direkt von Zürich in die maledivische Hauptstadt Male. Von dort führen Wasserflugzeuge oder Schnellbote zu den einzelnen Inseln.

Reisezeit: Dank ihrer Lage in den Tropen haben die Malediven das ganze Jahr über angenehm warme Temperaturen. Aufgrund des Südwestmonsuns regnet es von Mai bis November tendenziell etwas häufiger als zwischen Dezember und April.

Diese Reise wurde unterstützt von Manta Reisen. Manta Reisen ist ein Kunde von PrimCom.

 

Yonni Meyer

Yonni Meyer (*1982) studierte Sprachwissenschaften und Psychologie an der Universität Fribourg. Am 27. Juli 2013 gründete sie den Facebook-Blog «Pony M.», welcher in kürzester Zeit Leserzahlen im fünfstelligen Bereich verzeichnete und Yonni erlaubte, ab 2014 komplett vom Schreiben zu leben. Heute zählt der Blog knapp 37’000 Follower. Im November 2014 erscheint die Sammlung von Meyers Texten erstmals als Buch.

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