Die Angst vor dem Flugmodus

Die Angst vor dem Flugmodus

Ich bin mir sicher, dass jeder dieses Gefühl kennt: Man ist auf dem Weg zu einem Geschäftsmeeting, zur Arbeit, einer Verabredung oder sitzt gar im Flieger und merkt – Mist, das Smartphone liegt zuhause. Ein leichtes Ohnmachtsgefühl beschleicht einen, Gedanken wie „Was ist, wenn mich jemand ganz dringend versucht zu erreichen?“, „Welche wichtigen Mails verpasse ich?“ oder „Was geschieht gerade in der Welt, von dem ich nichts mitbekomme?“ schießen einem durch den Kopf. Sowohl im Alltag als auch auf Geschäftsreisen nimmt das Smartphone einfach bei vielen von uns eine Schlüsselrolle ein.

Und so verwundert es auch nicht, dass es für diese Art von Angst in unserer höchstkommunikativen Welt bereits ein Fachwort gibt: Nomophobie, das für „No-Mobile-Phone-Phobia“ steht. Ein Kunstwort, das durch das UK Post Office geprägt wurde und die Angst bezeichnet, nicht erreichbar zu sein und so Wichtiges zu versäumen. Laut einer britischen Studie leiden 58 Prozent der Männer und 47 Prozent der Frauen unter diesem Phänomen.

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Bin ich Nomophobiker?
Und wie erkennt man, dass man betroffen ist? Entzugserscheinungen wie Nervosität, Angst und depressive Stimmung bei ungewollter Abstinenz, das regelrechte Bedürfnis nach dem Smartphone, Stress und Beklemmung bei ausgeschaltetem Mobiltelefon, Schweißausbrüche, Zittern, Herzklopfen, und Panik bei Unerreichbarkeit, schlechter Verbindung oder wenn der Akku leer ist sowie das Gefühl der „Nacktheit“, wenn man das Mobiltelefon nicht dabei hat. Zwei weitere Indizien: das Einschlafen mit dem Handy in der Hand oder wenn man das Gerät gar mit zum stillen Örtchen nimmt.

Von echter Sucht kann man sprechen, wenn das Zücken des Mobiltelefons nicht mehr kontrolliert werden kann. Oftmals geht dieses Verhalten mit einer Internetsucht einher. Und das Horror-Szenario schlechthin: das Smartphone ist abhanden gekommen, denn dann tritt die gefürchtete Situation des absoluten Kommunikationsverlustes ein! In besonders schlimmen Fällen kann bereits der Gedanke an eine Unerreichbarkeit über das Smartphone bei Nomophobikern einen Angstschub auslösen.

Ständig online sein - viele können nicht mehr ohneEin Leben ohne Internet ist für viele heute unvorstellbar

Geschäftsreisende besonders betroffen
Und gerade auf Langstreckenflügen zeigt sich die Nomophobie besonders häufig. Zudem sind überdurchschnittlich viele Geschäftsreisende davon betroffen. Laut der britischen Studie ist die Phobie ernst zu nehmen und dürfte bei vielen Fluggesellschaften für den beschleunigten Einbau von WLAN und Mobilfunksystemen sorgen. Dies ist möglich, seit dem die Europäische Agentur für Flugsicherheit (Easa) 2013 die Nutzung elektronischer Geräte auch während des Starts und der Landung erlaubt hat – jedoch nur bei aktiviertem Flugmodus.

British Airways war die erste europäische Fluggesellschaft, die den Gebrauch von Handys während des ganzen Fluges erlaubte. Andere Carrier wie die Lufthansa zogen nach. Für Nomophobie-Geplagte ist dies jedoch nur eine bedingt gute Nachricht: Die europäischen Fluggesellschaften sprechen sich nach wie vor dagegen aus, den Passagieren das Telefonieren an Bord per Mobiltelefon oder Skype zu erlauben. Umfragen hätten gezeigt, dass die meisten Kunden sich dadurch gestört fühlten. Auch verschiedene amerikanische Airlines wollen weiterhin an derlei Verboten festhalten.

Das Mobiltelefon der Nomophobiker muss immer griffbereit seinNomophobiker haben das Smartphone immer zur Hand

Und wie kann man sich therapieren?
Psychologen setzen bei Phobien ja oftmals auf Konfrontation mit der gefürchteten Situation. Was man also machen kann, ist sich der Unerreichbarkeit zu stellen und das Mobiltelefon täglich zu festgelegten Zeiten auszuschalten, um das Verlangen nach dem Smartphone zu überlisten.

Eine andere Variante: Das Mobiltelefon verstauen und auf lautlos stellen und es vor allem beim Essen oder im Büro nicht auf dem Tisch zu legen. Frage an den Leser: Wo liegt mein Smartphone, während ich diesen Beitrag schreibe…? 😉

Nun ja, mit diesen Tipps soll der ständige Blick auf das Gerät und auch die Anspannung, die durch das Handy verursacht wird, mit der Zeit vermieden werden können. Mittlerweile gibt es sogar Einrichtungen, die auf die Behandlung von Nomophobie spezialisiert sind. Dort werden beispielsweise Verhaltensmuster erlernt, die den Blick aufs Smartphone ersetzen. Ich sollte mir wohl ernsthaft Gedanken machen, ob sich das Erlernen solcher Verhaltensmuster für mich ebenfalls lohnen würde …

Und für alle anderen zum Abschluss noch drei trügerische Indizien dafür, dass einen die Sucht bereits befallen hat:

  • Man schaltet sein Smartphone nie aus
  • Man trägt das Smartphone immer nah bei sich, um es nicht zu verlieren
  • Man besitzt ein zweites Mobiltelefon als Ersatz

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