Eine himmlische Eingebung – das Gasthaus Engel in Sachseln
Premiere, mein erster Blog-Beitrag – fragt mich bitte nicht gleich, ob es auch mein Letzter sein wird! Jedenfalls kam mir als klassische Sachslerin (na ja, wohl eher immigrierte Sachslerin) die Erkenntnis, wieso denn nicht zu Hause in Sachseln bleiben und das Gasthaus Engel vorstellen? Hier fühlt man sich dem Himmel sehr nah, könnte am Namen liegen oder am Spirit vom heiligen Bruder Klaus oder doch an den genüsslichen Höhenflügen, die Chefkoch und Besitzer Raphael Wey-Felder gemeinsam mit seiner werten Frau Gemahlin Jeannine Wey-Felder im „Engel“ fast tagtäglich zaubern.
Doch vorweg, sollte ich die lieben Leser nach Sachseln in die Innerschweiz navigieren und über die „Must knows“ aufklären. Sachseln (historisch im Jahr 1173 erstmals erwähnt) ist die 5060-Seelen-Gemeinde im Kanton Obwalden, ja mein Wohnort, den ich auch sehr ins Herz geschlossen habe, und ist primär als Wallfahrts- und Kurort bezeichnet. Geographisch liegt die Gemeinde im besagten Sarnerertal am Südostufer des Sarnerersee auf 483 m ü. M. und unterteilt sich in Sachseln Dorf, dem höher gelegenen Wallfahrtsort Flüeli-Ranft, die Weiler Edisried und Ewil.
Auch unter den „Must knows“ über Sachseln steht in erster Linie der Schutzheilige Bruder Klaus, Niklaus von Flüe, dessen Grabaltar sich in der Pfarrkirche Sachseln befindet. Die Klause sowie sein Wohn- und Geburtshaus sind im Flüeli-Ranft zu besichtigen – die intensiv von Jakobspilgern aufgesucht werden. Und dann wäre da noch die „Älggi Alp“, der geographische Mittelpunkt der Schweiz, wo noch bis 2015 der „Schweizer des Jahres“ feierlich gekürt wurde.
Zurück zum Gasthaus Engel. Ich muss gestehen, ich verliebte mich sofort in das liebevoll restaurierte Haus aus dem 18. Jahrhundert. Die hellblauen Fensterläden, die filigrane Beschriftung des Hauses und die moderne, grosszügige Sonnenterrasse.
Im Innenbereich faszinierte mich die hochqualitative Erhaltung der Holzvertäfelung an den Wänden, die Holzbalken an der Decke und die Holzpfähle. Nostalgie, Romantik und Eleganz schweben im Raum, die einen zurückversetzen lassen in die Zeit der gediegenen Speisekultur am Anfang des 19. Jahrhunderts. Ein Eyecatcher im Speisesaal ist für mich auch der stilvolle petrolgrüne Kachelofen aus Grosis Tagen, der die nostalgische Atmosphäre stärker unterstreicht. Wer bis jetzt noch nicht die Gastgeber-Liebe zum Detail gespürt hat, der wird wahrscheinlich doch erst von Raphaels Gaumenfreuden naschen müssen.
Ein Restaurant steht und fällt mit dem Gästeservice und auch hier erkennt man die starke Präsenz von Jeannine und Raphael Wey-Felder, die aus Liebe und Leidenschaft dem Gasthaus ihre Zeit widmen. (An dieser Stelle noch einen schnellen Gruss an Franziska Meier und Pascale Hörner, vielen Dank für den sympathischen Service.)
Familiär, entspannt und fröhlich begleitet einen das Servicepersonal durch den kulinarischen Abend. Hier und da wird auch gerne mal eine witzige Anekdote erzählt, denn auch wenn wir hier von einer gehobenen 14 Gault Millau-Punkte-Küche sprechen, die Gastgeber und das Serviceteam legen grossen Wert auf eine autenthische und natürliche Gastfreundschaft. So liegt ab und zu ein kleines Gläschen Wein mit dem Chef de Cuisine auch mal drin.
Man mag es kaum glauben, doch nahm sich Raphael als einer der ersten Schweizer Köche der Molekularküche an. Stickstoff und Essen, wie liess sich das der Sachsler Bürger schmecken? „Die Molekularküche kam gut an, zunächst war es vielen noch recht fremd hier im Dorf. Doch dann kam die Wendung und besonders die Desserts mit Molekularküche haben überzeugt“, erzählt Raphael in einer Art Retrospektive über seine Anfänge im Engel als zugewanderter Gastronom. „Ein Koch ist ein Wandervogel“ erzählt man sich in gastronomischen Kreisen. Schaut man auf den beruflichen Werdegang von Raphael könnte die These fast bestätigt werden. Renommierte Häuser, Privatkoch in St. Moritz und dann traf er seine Frau Jeannine. Im Gasthaus Engel standen bereits die Eltern von Jeannine, Rudolf und Annegret Felder-Duss am Herd, und bewirteten die Sachsler Bürger mit Herz und Leidenschaft. Raphael entschied sich sesshaft zu werden und übernahm gemeinsam mit seiner Frau 2008 den Familienbetrieb– aus Sachsler-Sicht die kulinarisch beste Entscheidung.
Der Abend im Engel neigt sich für mich langsam dem Ende zu und das Gespräch mit Raphael hat mich inspiriert, öfters wieder essen zu gehen – wer hat es nicht gern fröhlich, wird nicht gern aufmerksam bedient und verwöhnt die Geschmacksknospen, um ganz neue Genusserfahrungen zu sammeln.
„Kochen ist was Intimes, etwas Emotionales und bestimmt auch mein persönlicher Geschmack, welche Genussrichtungen mir schmecken. Sprich, gefällt dem Gast meine Küche nicht, dann würde ich ihm vielleicht auch menschlich nicht zusagen.“ Aus dieser Perspektive habe ich es noch gar nie gesehen… Rührt daher der Satz „Ganz nach Deinem Geschmack“? Tja, ich überlasse das gastrosophische Philosophieren lieber den versierten Kennern und Experten.
Wer bei Jeannine und Raphael Wey-Felder vorbeischauen möchte, darf gerne ein Lächeln von mir ausrichten.
Kontakt Gasthaus Engel
Jeannine und Raphael Wey-Felder mit Laura und Elina
Brünigstrasse 100
6072 Sachseln OW
T: 041 660 36 46
info@engel-sachseln.ch