Ein Kleinod in Bozen: das historische Weingut Schmid Oberrautner

Ein Kleinod in Bozen: das historische Weingut Schmid Oberrautner

Wann hat man schon mal die Gelegenheit, als allererste Gäste auf einem historischen Weingut zu logieren, dessen Ursprung ins Jahr 1363 zurückgeht? Schon die persönliche Einladung von Judith Schmid Oberrautner war unwiderstehlich: „Ich hoffe sehr, dass wir es schaffen, das zu vermitteln, was wir mit unserem Herzensprojekt erreichen wollen: ein Kleinod in Bozen zu schaffen, das den Menschen in dieser turbulenten Zeit einen Moment der Auszeit beschert, um Ruhe zu finden und neue Kräfte zu tanken.“ Also nichts wie hin!

Nach der abwechslungsreichen Anfahrt via Davos über den Flüela- und den Ofenpass durchs Vinschgau und vorbei an Meran, kommen wir am späten Nachmittag in Bozen an. Das wahrscheinlich älteste familiengeführte Weingut Südtirols liegt inmitten des Stadtteils Gries-Quirein, unweit der berühmten Benediktiner-Abtei Muri-Gries. Von hier aus ist es nur ein Katzensprung ins Stadtzentrum mit seinen pittoresken Gassen, Lauben und Plätzen. Auf den grösstenteils familieneigenen Rebanlagen werden hauptsächlich Lagrein und St. Magdalener in idealer Lage angebaut.

Antikes trifft auf Modernes

Die Umbauarbeiten sind noch nicht ganz abgeschlossen. Emsige Handwerker schwirren herum, der Elektriker gibt uns buchstäblich die Klinke in die Hand. Wir beziehen das von den Bozener Architekten Pobitzer & Tengler ausgesprochen sorgfältig renovierte Zimmer, das sich im ehemaligen Stall befindet. Viel Holz, antike Sichtbalken und altes Mauerwerk kontrastieren mit modernem Design. Ab jetzt steht das denkmalgeschützte Weingut dem Publikum – mit Hofführungen, Degustationen und kulturellen Events in der Herrenstube.

Es ist eine Chance, den Tourismus neu zu erfinden

Florian Schmid, Winzer

Nach einem Rundgang mit Winzer Florian Schmid durch die eindrücklichen Weinkeller treffen wir die Gastgeber im Garten unter der Pergola.

Die Gastgeber im Gespräch

Bei Wein aus eigener Produktion und Leckerbissen aus der Region erfahren wir, warum Judith und Florian Schmid – ausgerechnet im Corona-Jahr – neben der Weinproduktion auch im Gastgewerbe tätig werden.

Die Gastgeber: Judith & Florian Schmid

Was hat euch zu diesem Schritt bewogen?

Florian Schmid: Ich führe das Weingut in der 21. Generation. Es ist eine grosse Verantwortung, eine solche Tradition zu erhalten und ins nächste Kapitel zu führen. Wir müssen unabhängiger werden. Denn nur wer mehrere Standbeine hat und solide aufgestellt ist, wird auch in Zukunft bestehen. Darum konzentrieren uns auf den Weinanbau und öffnen das Anwesen dem Publikum.

Judith Schmid: Wir wollen im Herzen von Bozens Stadtteil Gries einen Ort der Begegnung schaffen, wo sich Einheimische und Touristen wohlfühlen und austauschen können. Wir können es noch kaum glauben, dass wir unsere Ideen und Träume jetzt umsetzen können!

Welche Gäste sind euer Zielpublikum?

Judith Schmid: Wir freuen uns auf Geniesser, die sich gerne von uns den einen anderen Geheimtipp geben lassen. Auf interessante Menschen, die das Authentische suchen und die Lust auf spannende Begegnungen haben. Bei uns kann man einfach mal die Seele baumeln lassen und hinter die Kulissen schauen – oder eben dann doch hoch hinaus auf den nächsten Berg.

Welchen Einfluss hat Corona?

Florian Schmid: Es war und ist eine schwierige Zeit für uns, auch weil es immer wieder heisst: Neu denken, neu planen und vor allem flexibel bleiben. Insgesamt hat uns die Krise in unserer Entscheidung bestätigt. Denn genau die Themen, die jetzt noch wichtiger werden, haben uns motiviert: mehr Regionalität, Diversifizierung und Konzentration auf Qualität, hin zu kleinen Kreisläufen. Durch Preisdumping und Globalisierung werden die Güter immer austauschbarer. Damit machen wir uns und unseren Planeten kaputt. Hier wollen wir einen Kontrapunkt setzen.

Kamen euch auch Zweifel?

Judith Schmid: Als von einem Tag auf den anderen alles stillstand, war das schon traumatisch. Aber wir sind auch bodenständig genug, um mit Zuversicht in die Zukunft zu sehen. Das Wissen, dass in unserer über 600-jährigen Familiengeschichte sicher schon schlimmere Krisen gemeistert wurden, hat uns in diesen Wochen sehr geholfen.

Florian Schmid: Das Südtirol hat viel Potential, um einen nachhaltigen Tourismus zu entwickeln. Dazu braucht es den Mut, Altes zu überdenken und Neues zu wagen. Immer mehr, immer weiter, immer grösser – diese Tendenz ist mit dieser Krise ad absurdum geführt worden. Es ist eine Chance, den Tourismus neu zu erfinden und nachhaltiger zu gestalten. Für Gäste, die bereit sind, für Qualität und Nachhaltigkeit einen angemessenen Preis zu zahlen.

www.schmidoberrautner.it/

Die Top-Tipps unserer Gastgeber:

Gasthof zum Hirschen, Jenesien:

Traditionswirtshaus, mit viel Herzblut von der engagierten Wirtin Petra Oberkofler – zusammen mit ihrer Schwester und der Mutter – in dritter Generation geführt. In der hochwertigen Küche wird Ganzheitlichkeit zelebriert: Alles vom Tier wird verwertet, und bei Obst und Gemüse kommt nur auf den Teller, was die Jahreszeit hergibt. Fantastische Lage mit Panoramablick zu den Dolomiten.

www.hirschenwirt.it

Griesbauerhof, Bozen:

Kleines, familiengeführtes Weingut im Magdalenergebiet am Stadtrand. Ein Kleinod mit Aussicht, das sich erst erschliesst, wenn man von der Strasse abbiegt. Beide Söhne arbeiten im Betrieb: Der eine als innovativer Winzer, der andere als Sommelier und Wirt im kleinen Chillout-Bereich „Mumi“. Alles ist hausgemacht, vom Brot über den Käse bis hin zu den aromatischen Tomaten.

www.griesbauerhof.it

Restaurant 37, Bozen:

Exklusiv speisen und chillen über den Dächern von Bozen – im obersten Stock des „Sportler“-Warenhauses. Kleine, aber feine Speisekarte. Viel Genuss zu vernünftigen Preisen.

www.restaurant37.com

Zum Autor

Roy Spring ist Journalist in Uitikon-Waldegg.

„Das ganze Leben ist eine Reise, und eine Welt ohne Menschen, die sich auf den Weg machen, um Neues zu entdecken, hätte für mich keinen Sinn.“

Die Reise erfolgte auf Einladung vom Weingut Schmid Oberrautner

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